Prozess Design & Moderation: Roumiana Iordanova, iordanovaroumy@gmail.com
Visuals: Nicolas Bleck, nicolas-bleck.de oder info@nicolas-bleck.de
Gastgeber: Ingo Glatz für UniNEtZ und Florian Cope-Ladstätter für Die Bäckerei. (Kontakte: koordination@uninetz.at und florian@diebaeckerei.at)
Geladene Diskutant:innen: Janine Bex, Amtsführende Stadträtin und Franz Jirka, Bezirksobmann der WKO.
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Visual Harvest als pdf und in großer Auflösung gibt's hier.
Rückblick
Soll die Innenstadt von Innsbruck autofrei werden? Diese Frage wurde am Mittwoch (19.3.) in der Bäckerei intensiv diskutiert. Die Veranstaltung umfasste verschiedene Formate – von Zweiergesprächen über eine gemeinsame Argumentensammlung bis hin zu einer offenen Diskussion mithilfe der sogenannten „Fishbowl“-Methode. Die Debatte zeigte, wie vielschichtig das Thema ist und wie unterschiedlich die Interessen der Beteiligten sind. Doch welche Argumente überwiegen – und welche Lösung passt am besten zu Innsbruck?
Warum nehmen die Menschen an der Diskussion teil?
Zum Einstieg in den Abend wurde die Frage gestellt: „Warum bist du heute überhaupt gekommen?“ Die über 90 Teilnehmenden hatten unterschiedliche Beweggründe. Viele wollten aus ihrer eigenen „Bubble“ heraustreten. Andere sahen die Notwendigkeit, das Thema sachlich zu diskutieren, einander zuzuhören und eine neutrale Debatte zu führen. Eine Teilnehmerin, die regelmäßig mit dem Rad unterwegs ist, ärgerte sich über die aktuelle Radweg-Situation und sprach sich daher für eine autofreie Innenstadt aus. Einige wollten mehr Klarheit über das Thema gewinnen oder herausfinden, welche Dynamiken eine solche Diskussion entfalten kann. Zudem ging es vielen darum, mehr Beteiligung und Mitbestimmung zu erreichen sowie Gehör für die eigene Meinung zu finden. Andere wiederum wollten die Argumente der Gegenseite besser verstehen, um eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten.
Chancen und Herausforderungen einer autofreien Innenstadt
Nachdem beide Gegenpositionen unterschiedlich beleuchtet wurden, folgte die Fishbowl-Diskussion über die konkrete Umsetzung einer autofreien Innenstadt in Innsbruck sowie die Chancen und Herausforderungen, die sie mit sich bringt. Dabei kamen verschiedene Fragen auf: Welche Ausnahmen sollte es geben? Wie können Unternehmer:innen und Menschen aus dem Umland in das Konzept eingebunden werden?
Während einige betonten, dass Anwohner:innen weiterhin eine Parkmöglichkeit haben sollten, wurde auch die Sorge geäußert, dass eine autofreie Zone den Verkehr lediglich in umliegende Bereiche und Städte verlagern könnte. Ein Vorschlag war daher, die Veränderung schrittweise anzugehen, indem zunächst eine autoreduzierte Innenstadt getestet wird.
Belebung oder Stillstand?
Befürworter:innen argumentierten, dass weniger Autos die Innenstadt beleben könnten, indem sie mehr junge Leute anziehen und Platz für Fußgänger schaffen, was letztlich auch dem Handel zugutekäme. Eher kritisch eingestellte Personen hingegen befürchteten, dass eine autofreie Innenstadt Innsbruck „zur Tode“ beruhigen und wirtschaftlich schaden könnte. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass Handwerker und Dienstleister es schwerer hätten, wenn sie nicht mit dem Auto in die Innenstadt fahren könnten.
Potentielle Lösungsansätze
- Carsharing als Alternative zum individuellen Autobesitz
- Mehr Begrünung anstatt Autos, um die Innenstadt im Sommer zu kühlen und den Raum attraktiver zu machen
- Belebung anderer Bezirke und diese teils autofrei gestalten anstatt nur den Fokus auf die Innenstadt zu legen
- Attraktive Erdgeschosse mit Cafés, Kitas und sozialen Treffpunkten, um Begegnungen zu fördern und die Aufenthaltsqualität zu steigern damit die Innenstadt eben nicht “zur Tode” beruhigt wird
- Verbesserte Infrastruktur für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung, damit sie trotz reduzierten Autoverkehrs mobil bleiben können
Mut zur Veränderung: Einfach mal Ausprobieren
Während der öffentliche Verkehr als gut ausgebaut gelten, gibt es Gruppen – wie ältere Menschen, Menschen mit Behinderung oder Personen aus ländlichen Bereichen –, die weiterhin auf das Auto angewiesen sind. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen waren sich viele einig, dass der aktuelle Individualverkehr nicht nachhaltig ist und Veränderungen notwendig sind. Ein Vorschlag lautete, mutig neue Modelle auszuprobieren und auch das Scheitern als Lernprozess zu akzeptieren.
Die Diskussion machte deutlich, dass es kein einfaches „Ja“ oder „Nein“ zur autofreien Innenstadt gibt – vielmehr erfordert es einen ausgewogenen Ansatz, der die verschiedenen Interessen berücksichtigt und schrittweise neue Lösungen testet.
Transformationsstreit ist eine Kooperation zwischen UniNEtZ und der Kulturbackstube. Gefördert wir das Format über das Programm Stadtpotenziale der Stadt Innsbruck. Dafür bedanken wir uns herzlich!